Was passiert, wenn heutzutage jemand slict? Er postet seine Sorgen in einer Golf-Gruppe bei Facebook.

»Hilfe, ich komme von außen.«

Schnell finden sich drei andere Golfer, die auch slicen und nicht wissen, wie sie den Slice abstellen können. Der Slicer spürt Empathie, slict aber weiter.

Vier Leute posten als Antwort den Namen eines Freundes, weil der auch slict.

Zwei weitere Golfer weisen darauf hin, dass Jack Nicklaus und Colin Montgomerie auch Fades geschlagen haben und niemand einen Draw brauche.

Ein Golfer mit orthopädischem Halbwissen merkt an, dass ein Draw mehr Drehung benötigt, die aber gefährlich für die Bandscheibe sei.

Einer anderer fragt, warum es überhaupt wichtig sein soll, den Ball genau dahin schlagen zu können, wo man hin will. Der »Spirit of the Game« sei ein ganz anderer.

Ein Golfclub-Manager behauptet, dass Slices nur dann entstehen, wenn man Golf ganz falsch gelernt habe und deshalb ein Neuanfang nötig wäre. Er fügt den Link zu der Golfschule seines Golfclubs bei.

Zwei Sprachpuristen beginnen eine Diskussion darüber, dass »slict« ein Anglizismus sei und eigentlich »slikt« ausgesprochen werden müsse.

Wieder zwei andere sind sich einig, dass diese Diskussion nicht in diese Gruppe gehört.

Ein bekannter Golfhumorist schreibt etwas Lustiges zum Slice und erwähnt, dass er darüber schon in seinem ersten Buch berichtet hat.

Ein ehemaliger Nationaltrainer dichtet einen niveauvollen Limerick, der dem Slicer aber auch nicht zum Draw verhilft.

Ein Kollege, dessen Nationalität nichts zur Sache tut, schreibt auf Englisch, dass eine Slice-Analyse ohne 3D-Force-Plate und Trackman-Daten unmöglich sei. Der Slicer versteht kein Wort.

Ein Golflehrer mit Typografie-Tick verweist innerhalb von Sekunden auf einen Blogbeitrag über die Ursachen der Verwendung von multiplen Satzzeichen.

Der Erfinder eines Golfschuhs wirft allen beteiligten Golflehrern vor, ihren Schülern zu schaden, weil sie zu viele Freiheitsgrade und Scherkräfte zulassen. Er ist aber sicher, dass wir uns das nötige Wissen aneignen könnten, wenn wir die entsprechenden Kurse bei ihm buchen würden.

Fünf Golflehrer echauffieren sich über diesen Autor und verwenden dabei Kraftausdrücke.

Drei Schreiber voriger Beiträge beschließen, aus der Diskussion auszusteigen, da sie das unterirdische Niveau nicht mehr ertragen.

Der Slicer bittet erneut um sachdienliche Hinweise zur Slice-Beseitigung.

Ein südafrikanischer Golflehrer schreibt, dass er sich den Draw einfach vorstellen würde und noch nie über Technik nachdenken musste.

Ein PGA-Mitglied empfiehlt die Weine von Ernie Els.

Eine anderer Kollege doziert über die Vorteile des differenziellen Trainings: Hanglagen, einhändige Schwünge, Schläge als Linkshänder und Lobs über den Bunker mit geschlossenen Augen.

In der Zwischenzeit entsteht ein Streit, ob bei Pull-Slices die Schwungbahn oder die Schlagfläche ursächlich sei. Der Slicer fragt interessiert nach und wundert sich über die Uneinigkeit der Golflehrer selbst in Grundfragen.

Ein altmodischer, einfacher Golflehrer mit dreißig Jahren Berufserfahrung bittet um Videoaufnahmen des Slicers. Dessen Frau filmt Probeschwünge aus einem 45-Grad-Winkel mit einem Vorkriegshandy bei Schummerlicht im Vorgarten.

Daraufhin diagnostiziert der ehemalige Trainer einer der erfolgreichsten Mannschaften in Deutschland eine mangelnde Dynamik in den Beinen. Der Slicer ist erleichtert, denn das hatte er schon immer vermutet.

Ein PGA-Golflehrer postet einen Beitrag über SNAG-Golfschläger mit fünfzehn Prozent Rabatt.

Physiotherapeut M aus G mit C-Trainer-Schein fragt den Slicer, ob die Ergebnisse eines TPI-Screenings vorliegen. Der Slicer verneint, gibt jedoch an, dass er bis vor ein paar Jahren erfolgreicher Bodenturner auf Landesebene war. Ohne TPI-Ergebnisse könne man auch Stecknadeln in Heuhaufen suchen, schreibt der erfahrene C-Trainer und verlässt die Diskussion.

Der einstellige Autor eines bekannten Golfbuches vermutet, das Handicap liege im Kopf, worauf der Golfhumorist die Gruppe verlässt.

Ein leidenschaftlicher Schlägerhersteller aus Bayern empfiehlt ein Fitting, grooveless Eisen und seinen Longdrive 427cc Titan 9,5°-Driver mit neutralisiertem Präzisionsschaft. Der Slicer postet, dass er genau diese Schläger besitzt und damit sehr zufrieden sei.

Jemand postet einen Link zu Bebrassie.com und es entsteht eine lebhafte Diskussion über 1860 München.

Ein Golfer empfiehlt »Jenseits der Scores«. Das habe ihm als Slicer auch geholfen. Er slice zwar noch immer, aber er gehe damit gelassener um. In einem Nebengespräch entsteht ein Streit über die Bedeutung des Talents.

Ein Hobby-Biomechaniker mit dem Titel »Master of Science Research and Instruction in Golf« zitiert wissenschaftliche Studien, die sich mit den Vor- und Nachteilen von ex- und internem Fokus beschäftigen. Der Slicer fragt nach dem Zusammenhang zwischen diesen Studien und seinem Slice. Eine Antwort bleibt aus.

Ein Nationaltrainer mit Challengetour-Hintergrund verfasst einen Beitrag offensichtlich in Eile auf dem Handy und in großer Erregung darüber, dass der Ebenenwahn Deutschland um Jahrzehnte zurückgeworfen hat. Versuche, den Konflikt mit gewaltfreier Kommunikation zu schlichten, scheitern kläglich.

Ein Pro mit unzähligen Sternen fragt nach Restaurant-Tipps in der Nähe von San Roque und erhält einen Geheimtipp des Slicers.

Ein Hochspringer mit einschlägiger Golferfahrung erklärt, warum praktisch alle Amateure zu früh schlagen und das besser nicht täten. Der Slicer wittert Hoffnung, probiert alle empfohlenen Übungen aus und ist begeistert. Sein Slice bleibt ihm jedoch treu.

Jemand empfiehlt dem Slicer die YouTube-Videos eines Golflehrers ohne PGA-Mitgliedschaft, worauf der Slicer eines dieser Videos anschaut. Darin erfährt er etwas über Schlägerstellen nach Hellinger, präimpaktalen Ganzkörperschluckauf und eine Therapie, die das Zersägen eines Eisens vor den Augen der anderen Schläger empfiehlt. Der Slicer erzählt seiner Frau, dass er in seinem ganzen Leben noch nie einen solchen Unsinn gehört hat.

Der Gesprächsfaden ruht für einige Wochen und danach postet der Slicer, dass er mit dem Golfspiel aufgehört habe. Hierauf verlagert sich die Diskussion auf die Frage, was der DGV eigentlich für den Golfsport tue. Schnell sind sich alle einig, dass dessen Machenschaften mehr schaden als nutzen und jemand verlinkt auf ein bekanntes Interview mit dem DGV-Präsidenten, was allseits Erheiterung auslöst.

Nach ein paar Tagen entbrennt eine heftige Kontroverse zu der Frage, warum es eigentlich nur so wenige Deutsche auf die Tour schaffen. Ein Streit zwischen deutschen und englischsprachigen Golflehrern entsteht. Letztere meinen, in Deutschland würde zu technisch trainiert. Ein Podcaster mit journalistischem Hintergrund und Vorgabe 5 stimmt dem zu.

Eine Werbeeinblendung zeigt einen US-Golfpro und eine halbnackte Frau mit üppigem Vorbau, die ständig eine Ferse in die Luft hebt und mit dem Po wackelt. Der Golfpro bewirbt sein unfehlbares System mit Geld-zurück-Garantie.

Nachdem wirklich schon alles von jedem gesagt wurde, stirbt die Diskussion.  

[Personen und Handlung dieser Geschichte sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.]

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